KPN — Prof. Dr. Klaus-Peter Naumann
UV — Prof. Dr. Ute Vanini
UV: Gesellschaft, Politik und Wirtschaft müssen derzeit zahlreiche vielschichtige und teilweise interdependente Herausforderungen bewältigen, die zu erheblichen Unsicherheiten und Risiken führen, z.B. den Ukrainekrieg und die daraus resultierenden Verwerfungen auf den Energiemärkten. Wie sind diese Unsicherheiten im Rahmen der anstehenden Finanzberichterstattung zu berücksichtigen?
KPN: Je nach Branche und Geschäftsmodell haben die Risiken eine unterschiedliche Relevanz für die berichterstattenden Unternehmen, wobei vor allem die energieintensiven Branchen unter erheblichem Druck stehen. Auch die Entwicklung in den Immobilienmärkten gilt es zu beobachten. Planungs- und Prognosemodelle bilden die Grundlage für viele Bilanzierungssachverhalte, z.B. bei den Einschätzungen zur Fortführung der Unternehmenstätigkeit, der Goodwill-Bilanzierung und der Beteiligungsbewertung sowie der Bilanzierung von Rückstellungen und latenten Steuern. Aufgrund der derzeitigen Diskontinuitäten wird ein einfaches Fortschreiben von Erfahrungen aus der Vergangenheit in die Zukunft vielfach nicht mehr möglich sein.
UV: Welche konkreten Auswirkungen haben die zunehmenden wirtschaftlichen Unsicherheiten auf die für die Bilanzierung grundlegenden Planungs- und Bewertungsmodelle?
KPN: Aus Unternehmensplanungen werden Prognosen von Zahlungsströmen und Inputfaktoren wie z.B. Wachstumsraten abgeleitet. Diese Prognosen müssen auf vertretbaren Annahmen des Managements basieren und sind an aktuelle Entwicklungen anzupassen. Darüber hinaus müssen die Prognosen und Schätzungen plausibel, kohärent und für Dritte nachvollziehbar sein. Je größer die Unsicherheiten für ein bilanzierendes Unternehmen sind, desto schwieriger wird die Ableitung von Prognosen, wobei der Unsicherheit durch Szenarien teilweise Rechnung getragen werden kann. Außerdem können die Auswirkungen der Unsicherheit z.B. durch Sensitivitätsanalysen transparent gemacht werden.
UV: Können Sie hier Beispiele geben?
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